Für den diesjährigen Unternehmerdialog im Herbst 2019 war die Forschungsstelle für Familienunternehmen (FoFamU) am 19. September zu Gast bei der Bäckerei Lang in Bayreuth. Der Einladung zur nun bereits Tradition gewordenen Morgenveranstaltung folgten zahlreiche Familienunternehmerinnen und -unternehmer aus der Region.
Dr. Michael Hohl, Geschäftsführer der FoFamU, eröffnete die Veranstaltung mit kurzen Grußworten und berichtete Neues aus der Forschungsstelle. Insbesondere ging er auf die Veränderung im Direktorium ein. Dabei stellte er den neuen Geschäftsführenden Direktor Prof. Dr. Marco Staake vor, welcher die Position seit Juli 2019 innehat.
Anschließend präsentierten die Eheleute Thomas und Alexandra Zimmer, Inhaber der Bäckerei, die Entwicklung des Familienunternehmens. Die Bäckerei wird seit 1919, mittlerweile in der vierten Generation, von den Familien Lang und Zimmer geführt. Das Bäckereigebäude in der Jean-Paul-Straße steht dort bereits seit 1751 und gehörte damals noch dem Hofbuchdrucker Dietzel, bevor dieser es 1764 an den Bäckermeister Johann Thomas Dollhopf verkaufte. Darauf folgten verschiedene Bäckerfamilien nach, bis 1919 schließlich die Eheleute Lorenz/Lang (Uropa von Frau Zimmer) die Bäckerei kauften. Alle seit 1751 bestehenden Übergabeverträge sind noch als Originale vorhanden, was eine Besonderheit in der heutigen Zeit darstellt. Die Bäckerei Lang ist ausschließlich in Bayreuth vertreten, weshalb sie sich durch Qualität und Alleinstellungsmerkmale, wie die Buschenschänke mit dem Beck´n Bräu, von der Konkurrenz abheben möchte. Die Tradition des „Beck´nbiers“ geht bis ins 17. Jahrhundert zurück und wurde vom Familienunternehmen Lang/Zimmer 1995 wieder aufgenommen. Jacqueline Zimmer, die Tochter von Thomas und Alexandra Zimmer, wird das Familienunternehmen nach ihrem Vater in der 5. Generation in die Zukunft führen.
Nach dieser eindrucksvollen Einführung in die Geschichte der Bäckerei Lang leitete Dr. Hohl zum Vortrag unseres Geschäftsführenden Direktors über. Prof. Dr. Marco Staake, Inhaber der neuen Stiftungsprofessur für das Recht der Familienunternehmen der Universität Bayreuth, referierte über das Thema „Recht der Familienunternehmen – Bestandsaufnahme und Ausblick“.
Zunächst berichtete Herr Staake über das Unternehmen seiner eigenen Familie, welches seit 1924 besteht. Sein Urgroßvater, Martin Fröhlich, gründet eine Reparaturwerkstatt, welche sich über die Jahre zu einem Autohaus entwickelte, welches nun unter anderem von Bettina Staake geführt wird. Dabei wurde stets viel Wert auf Kundenzufriedenheit und Kundenbindung gelegt, sodass sich – wie auch bei der Bäckerei Lang – über die Jahrzehnte eine Stammkundschaft herausgebildet hat. Obwohl wir uns alle etwas unter dem Begriff „Familienunternehmen“ vorstellen könne, stellte Professor Staake doch klar, dass grundsätzlich keine rechtlich eindeutige Definition dieses Begriffs existiert. Man kann es ausschließlich an der Eigentumsstruktur festmachen oder auch die Leitung des Unternehmens durch ein Familienmitglied als wichtiges Kriterium voraussetzen. Im Ergebnis existieren Familienunternehmen häufig als kleine und mittlere Unternehmen unter der besonderen Herausforderung, eine Harmonisierung zwischen Unternehmen und Familie oder Familienstämmen zu schaffen. Dabei stellt eine nachhaltige, generationenübergreifende Ausrichtung der Gesellschaft, hin zu den „Familienwerten“ oft die größte Schwierigkeit dar. Um dies zu lösen, ist es stets das Ziel des Deutschen Gesetzgebers, eine praktikable und interessengerechte Lösung für die besonderen Interessenlagen in Familienunternehmen zu finden. Sich hieraus ergebende thematische Schwerpunkte sind v.a. Transparenz und Vertraulichkeit, Nachfolgeregelungen, steuerrechtliche Implikationen oder Familien- und Gesellschafterstreitigkeiten.
Professor Staake stellte hierbei heraus, dass die FoFamU als Ansprechpartner für die Praxis genutzt werden soll und mithilfe der Wissenschaftlichen Mitglieder sowohl eine juristische und ökonomische Expertise als auch wirtschaftsethische Ansatzpunkte geboten sind. Dafür bieten wir vor allem unsere bewährten Unternehmerdialoge zum Austausch an, aber auch Fachreferate und Tagungen an der Universität.
Bei den anschließenden Fragen an Professor Staake zeigten die Unternehmerinnen und Unternehmer reges Interesse. Danach bestand die Möglichkeit bei einem kleinen Frühstück sich in Gesprächen weiter auszutauschen und zu Netzwerken.