Am 28. Oktober 2021 hat das BF/M-Bayreuth – gemeinsam mit der Universität Bamberg und dem LAGARDE1 Gründerzentrum – eine Podiumsdiskussion zum Thema „Social Entrepreneurship – Wie sozialer Mehrwert und unternehmerisches Handeln harmonieren können“ im Rahmen des Projektes „Digitales Gründerzentrum Teil II: Netzwerkaktivitäten“ erfolgreich durchgeführt.
Die Themen Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung rücken aktuell verstärkt in das Bewusstsein vieler (etablierter) Unternehmen. Dass hierbei nicht alle Bemühungen in die richtige Richtung gehen, zeigen zahlreiche Mediendiskussionen über Green- oder Impactwashing. Soziale, gemeinwohlorientierte Gründungen versuchen angesichts dessen ganz bewusst, neue Wege zu gehen und Nachhaltigkeit, Umwelt sowie Gemeinwohlorientierung nicht nur als „Beiwerk“ zu verkaufen, sondern mit ihren Unternehmen einen spezifischen Missstand auch tatsächlich aufzulösen oder zu verbessern. Dieses Ziel verfolgen auch die beiden Social Start-ups KurkuMama und u r n f o l d, die ihre Projekte zu Beginn der Veranstaltung vorstellten. So möchte Nelly Rahimy, Gründerin von KurkuMama, mit ihrem Start-up ab 2022 Instant-Getränkepulver für einen Kurkuma-Latte vertreiben und zugleich durch die Zusammenarbeit mit einer von Frauen für Frauen gegründeten Landwirtschaftskooperative in Costa Rica das Empowerment von Frauen in ländlichen Regionen Costa Ricas fördern. Die Frauen werden u. a. in die komplette Wertschöpfungskette eingebunden und können von gezielten Weiterbildungsmaßnahmen profitieren. Kristina Steinhauf und Katharina Scheidig, die Gründerinnen von u r n f o l d, setzen dagegen auf ganz andere, lokale Veränderungen im Umgang mit dem Tabuthema Tod: „Wir möchten mit unserer nachhaltigen und individuell gestaltbaren Urne aus Papier einen Wandel hin zu einer neuen und persönlicheren Bestattungs- und Trauerkultur befördern, die Wert auf Nachhaltigkeit und zeitgemäße Ästhetik legt“, erläutert Kristina Steinhauf. In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Frau Sarah Dahnen von der Universität Bamberg und Dr. Nicholas Derra, DGZ-Projektmanager am BF/M-Bayreuth, diskutierten die Gründerinnen gemeinsam mit Frau Prof. Dr. Eva Jakob, Juniorprofessorin für Social Entrepreneurship an der Universität Bayreuth, und Herrn Prof. Dr. Claus-Christian Carbon, Professor für allgemeine Psychologie an der Universität Bamberg und Gründungsmitglied des Zukunftsrats der Stadt Bamberg, wichtige Aspekte sozialer Unternehmensideen. Zu der kritischen Frage, ob Social Entrepreneurship und Geldverdienen im Widerspruch zueinander stünden, hatte Herr Prof. Carbon dabei eine klare Meinung: „Ein gutes Gehalt ist nichts Anrüchiges. Gewinne sind wichtig, um die Innovationskraft des Unternehmens zu erhalten. Das Problem dabei ist nur, dass das Geld in Unternehmen oft in wenigen Händen liegt, die auch oft die Innovationskraft nicht steigern. Das ist natürlich nicht nachhaltig. Das Geld in der Firma kann aber bei richtiger Lenkung, z. B. in Krisenzeiten wie aktuell, zur Unterstützung des regionalen Ökosystems oder zur Entlastung der Mitarbeiter*innen genutzt werden.“ Auch die Themen Wettbewerber im Social Entrepreneurship (Frau Prof. Jakob: „Man sieht häufig eher ein Miteinander als ein Gegeneinander: Viele Social Businesses treten als Partner auf, um den Impact zu vergrößern und gesellschaftliche Sensibilisierung voranzubringen.“), Unternehmensnachfolge und der Verkauf bzw. die Finanzierung von Social Businesses durch größere, ggf. sogar börsendotierte Unternehmen wurden während der Podiumsdiskussion angesprochen. Das Event stieß bei den Teilnehmer:innen auf sehr positive Resonanz. Besonders gelobt wurden die tollen Ideen der Start-ups und die spannende Diskussion, die interessante wissenschaftliche Hintergründe aufbot. Auch dass sich soziales Engagement und unternehmerisches Handeln nicht ausschließen würden, wurde als wertvolles Learning empfunden. „Es freut mich, dass auf diese Weise das Thema „Gründen“ wieder attraktiver wird und dass man auch als Gründer eines Social Startups Geld verdienen kann, ohne sich schlecht fühlen zu müssen“ resümierte ein Teilnehmer in der abschließenden Feedbackrunde. Nach rund 90 Minuten verließen alle Akteure den Online-Meetingraum – wie im DGZ üblich – mit neuen Kontakten und Ideen für kommende (soziale) Gründungen. |