Mitarbeiterbindung und digitaler Stress
Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung und ein gesunder Umgang mit digitalen Technologien waren zentrale Themen des 8. Oberfränkischen Personal- und Praxistages am 30.09.2021, den das BF/M-Bayreuth gemeinsam mit den Kooperationspartnern PERSONET e. V., der IHK für Oberfranken Bayreuth, der HWK für Oberfranken sowie den Bayerischen M+E Arbeitgebern bayme vbm Corona-bedingt erstmals virtuell durchgeführt hat. Nach der obligatorischen Begrüßung durch die Moderierenden, Dr. Nicholas Derra vom BF/M sowie Manuel Wolz von PERSONET, und einiger Grußworte der anderen organisierenden Einrichtungen fokussierte man sich rasch auf die beiden thematischen Schwerpunkte des Nachmittages.
Bindung von Beteiligten, Incentivierung von Intrapreneuren, Motivation von Mitarbeitenden
Zum Thema Mitarbeiterbindung referierte Philipp Bastian, Head of Compensation & Benefits, HR-Systeme and HR-Processes der REHAU AG + Co und gab einen Überblick über nicht-monetäre, monetäre sowie persönliche Anreizsysteme für Mitarbeitende, z. B. Dienstwagen, Bonuszahlungen oder individuelle Weiterbildungen. Anreizsysteme sollen zur Leistungssteigerung, Mitarbeitermotivation und Erhöhung der Mitarbeiterbindung eingesetzt werden, könnten aber falsch angewandt Neid, Enttäuschung oder Überforderung erzeugen. Daher sei es entscheidend, Anreizsysteme stets weiterzuentwickeln, anzupassen oder je nach Generation differenziert einzusetzen. Nur dann können sie langfristig dazu beitragen, die Mitarbeiterbindung zu erhöhen, erklärte Philipp Bastian.
Prof. Dr. Rodrigo Isidor, Inhaber des Lehrstuhls für Human Resource Management & Intrapreneurship an der Universität Bayreuth erläuterte, welch positive Effekte für das Unternehmen erzeugt werden können, indem Mitarbeiter zu unternehmerischem Denken und Handeln geschult werden. Es fördere Kreativität, Innovationsfreude, Erkennen von Chancen, Bewertung von Sachverhalten und das Arbeiten in Netzwerken. Dies unterstütze Motivation und Selbstverwirklichung von Mitarbeitern, was wiederum die Mitarbeiterbindung steigere. Laut Prof. Isidor könne dies noch ergänzt werden, wenn zusätzliche Aufstiegs- und Karrierechancen eröffnet werden, z. B. über so genannte „Spin-offs“ oder die Übernahme neuer Geschäftsbereiche. Auch Beteiligungen an Tochtergesellschaft seien eine gute Alternative, Intrapreneure an das Unternehmen zu binden. Dies müsse laut Prof. Isidor jedoch umfassend aufgesetzt werden, z. B. durch Qualifizierungsprogramme, die Begleitung durch Mentoren sowie die Schaffung entsprechender organisatorischer Strukturen.
LESS STRESS – Gesunder Umgang mit digitalen Technologien in der modernen Arbeitswelt
Das Thema digitaler Stress stand im Zentrum eines BMBF-Projektes des BF/M-Bayreuth, deren Ergebnisse Julia Lanzl (wissenschaftliche Mitarbeiterin der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT, Universität Augsburg), Markus Spona (CFO der TMT GmbH & Co. KG Bayreuth) und Dr. Nicholas Derra (Projektmanager am BF/M-Bayreuth) vorstellten. Insgesamt 12 Belastungsfaktoren im Zusammenhang mit digitalem Stress wurden dabei nachgewiesen, u. a. sind das Gefühl der Überwachung, der ständigen Präsenz und die Unterbrechung durch digitale Nachrichten zentrale Einflüsse digitalbedingter Belastung. Dies wirkt sich negativ auf Produktivität, Arbeitszufriedenheit und Mitarbeiterbindung aus, was wiederum gesundheitliche Beeinträchtigungen, wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, nach sich ziehen könne.
Sensibilisierung, die Identifikation von Handlungsfeldern, die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen und eine anschließende Wirksamkeitskontrolle stellen für Unternehmen wie für deren Mitarbeitende daher wichtige Schritte dar, um digitalem Stress zu begegnen. Schulungen, Leitbilder zur digitalen Kommunikation und Teamnormen zur Technologienutzung könnten dabei eine herausragende Rolle spielen. Die Projektverantwortlichen verwiesen in diesem Zusammenhang auch auf die rechtlichen Rahmenbedingungen. Seit 2013 sei die psychische Gefährdungsbeurteilung im Arbeitsschutzgesetz verankert, es bestehe demnach eine gesetzliche Pflicht, zu handeln.
Nach rund 4 Stunden spannender Beiträge und Diskussionen verließen die zahlreich im virtuellen Raum erschienenen Teilnehmenden zufrieden und mit neuem Wissen über aktuelle Themen des Personalwesens den 8. OPPT 2021, bereits voller Vorfreude auf die nächste Ausgabe.