Spannende Podiumsdiskussion zu Frauen in der Gründung
Frauen sind in Deutschlands Gründerszene in den vergangenen Jahren unterrepräsentiert – lediglich rund 15 % aller Neugründer sind weiblich. Gleichzeitig liegt der Frauenanteil bei den Selbstständigen deutlich höher, sodass die niedrige Zahl aktueller Gründungen zunächst überrascht. Doch was sind die Gründe für zurückgehendes weibliches Unternehmertum, welche Herausforderungen existieren? Wo liegen die Potenziale für gründungsinteressierte Frauen, und was haben Junggründerinnen auf ihrem eigenen Weg an Erfahrungen gesammelt? Rund um diese Fragestellungen hat das BF/M-Bayreuth am 29. April 2021 im Rahmen des Projektes „Digitales Gründerzentrum Teil II: Netzwerkaktivitäten“ gemeinsam mit der Universität Bamberg eine Online-Podiumsdiskussion zum Thema „Women Entrepreneurship“ erfolgreich durchgeführt.
Nach der Begrüßung durch Projektmitarbeiterin Frau Sarah Dahnen vom Büro für Innovation und Gründung (BIG) der Universität Bamberg sowie DGZ-Projektmanager Dr. Nicholas Derra hörten die zahlreich erschienenen Teilnehmenden zunächst einen spannenden Erfahrungsbericht von Patricia Knoll – Co-Founderin des Bayreuther Start-ups Jobtrüffel GmbH – und deren Erfahrungen auf dem Weg von einem gründungsorientierten Universitätskurs über Erfolge auf Businessplanwettbewerben bis zur konkreten Umsetzung der Unternehmensidee. Dabei griff Frau Knoll auch das Gender-Thema auf – das in der Gründungshistorie grundsätzlich als nicht problematisch angesehen wurde – und hob insbesondere die Notwendigkeit eines proaktiven Networkings als enorm wichtig heraus, bei dem sich die männlichen Kollegen ihrer Erfahrung nach etwas leichter tun. Auch die für erfolgreiches Gründen notwendige Ausdauer betonte sie dabei und sprach allen anwesenden Teilnehmenden Mut zu, sich auf dieses Abenteuer einzulassen.
Nach einem kurzen Q&A an Frau Knoll startete dann die Podiumsdiskussion rund um Frauen in der Gründung: Die Moderierenden begrüßten dafür als Expert:innen:
- Frau Prof. Dr. Astrid Schütz, Frauenbeauftragte der Universität Bamberg sowie Professorin für Persönlichkeitspsychologie und Leiterin des Kompetenzzentrums für Angewandte Personalpsychologie (KAP)
- Herrn Prof. Dr. Rodrigo Isidor, Lehrstuhlinhaber BWL IV – Human Resource Management & Intrapreneurship der Universität Bayreuth
- Frau Katharina Kroll, Netzwerkmanagerin des digitalen Gründerzentrums Lagarde1 in Bamberg
- Frau Olivia Hofmann, Co-Founderin Jobtrüffel GmbH
Die Diskussion – an einigen Stellen durch Fragen aus dem Plenum zusätzlich bereichert – lieferte dabei interessante Aspekte rund um Geschlechterrollen in Zusammenhang mit Unternehmensgründungen. Frau Olivia Hofmann führte zur Frage nach geeigneten Angeboten zunächst den Wunsch nach Vernetzung, insbesondere mit weiteren Gründerinnen auf. Sie empfahl Gründerinnen, proaktiv nach passenden Events zu suchen und diese zum Networken zu nutzen. Frau Prof. Schütz lieferte daraufhin ein anschauliches psychologisches Beispiel zur Verdeutlichung der Notwendigkeit solcher Angebote: Durch die Erzählung einer fiktiven Kurzgeschichte zeigte sie den Teilnehmenden, dass erfolgreiche Gründung vor allem mit Männern assoziiert wird und forderte, dass dieser Denkfehler dringend durch entsprechende Förderungen von Gründerinnen korrigiert werden muss. Hier sei es wichtig, nicht ausschließlich bei Gründerinnen anzusetzen; es müsse vielmehr darauf hingearbeitet werden, das Geschlecht aus dem gesellschaftlichen Bild auszuklammern. In diesem Zusammenhang schlug Frau Prof. Schütz unter anderem vor, Gründungskonzepte in einem zweistufigen Prozess zunächst ohne Namen und Bilder zu bewerten, um eine geschlechterspezifische Verzerrung auszublenden.
Herr Prof. Isidor berichtete daraufhin zunächst von den allgemeinen Bestrebungen der Universität Bayreuth, zusätzliche neue Angebote für gründungswillige Studierende umzusetzen. Gründerinnenspezifisch führte er aus, dass Gründungen gesellschaftlich mit Merkmalen assoziiert werden, die eher Männern zugeordnet werden. Er forderte in diesem Zusammenhang eine allgemeinere Betrachtungsweise: Beispielsweise sind Frauen in der Regel besser qualifiziert, dann finden sich Frauen auch deutlich besser im Thema wieder. Herr Prof. Isidor unterstützte zudem den grundsätzlichen Gedanken der neutralen Konzeptbewertung.
Frau Kroll berichtete in diesem Zusammenhang u. a. von ihrer Beobachtung, dass definitiv weniger Frauen als Männer in die Gründung gehen; sie empfindet es als hochrelevant, hier schon möglichst frühzeitig in der Schule und im Studium bei weiblichen Rollenbildern anzusetzen. Frau Hofmann betonte wiederum, female Entrepreneurs hätten zunächst die gleichen Herausforderungen zu stemmen wie männliche Gründer. Man sollte zwar grundsätzlich Raum für gründungswillige Frauen schaffen, eine bevorzugte Behandlung würde sie persönlich sich allerdings nicht wünschen, es geht tatsächlich um gesellschaftliche Etablierung der Gleichberechtigung. Konkret unterstützt werden könnten Frauen eventuell beim Thema Networking, auch untereinander. Dabei sei das Wichtigste, Kontakte nicht nur zu knüpfen, sondern auch zu nutzen!
Nach einer knappen Stunde Diskussion wurde als zentrale Aussage festgehalten, dass das Bild erfolgreicher weiblicher Gründungen dringend Normalität werden muss. Solange Frauen und Männer hier auch gesellschaftlich nicht gleichberechtigt sind, sollten frauenspezifische Angebote existieren, um die Position von Gründerinnen zu stärken. Schließlich solle der Mensch im Vordergrund stehen und nicht dessen Geschlecht.
Nach dem traditionellen DGZ-Networking inkl. angeregter weiterer Diskussion zum Thema verließen die letzten Teilnehmenden dann gegen 19:30 Uhr den Meetingraum mit neuer Motivation für gründungswillige Frauen, ihre Ideen weiter zu verfolgen.